Wie schnell die Zeit vergeht, ist mir einmal mehr heute früh aufgefallen. Kaum trete ich aus dem Hauseingang an die frische Luft, blicke ich auf zwei neue Wohnhochhäuser (ok, für China sind es nur Wohnhäuser mittlerer Größe). Als ich vor sechs Wochen in meiner neuen Nachbarschaft angekommen bin, waren diese noch grau, alt, heruntergekommen - viele Wohnungen standen leer.
Bereits als ich vergangene Woche von meiner Reise zurückgekehrt bin, haben die beiden Riesen plötzlich in neuen Farben gestrahlt. Und heute morgen ist mir dann das erste Mal das Leben aufgefallen, das hinter den Scheiben Einzug gehalten hat - die neuen Pflanzen, die Wäsche auf den Balkons, das Licht hinter den frisch geputzten Scheiben.
Die Zeit rast. Kaum irgendwo merkt man das so extrem wie in China.
Auch während meiner Reise in den vergangenen Wochen habe ich viele Orte besucht, an denen die Zeit wie im Handumdrehen vergeht und Bauern sich fragen, wo die neuen Betonklötze vor ihrer Haustür plötzlich herkommen.
Meine letzte Station beispielsweise war Dalian, am Wochenende habe ich die ostchinesische Küstenstadt bei einem Wochenend-Trip besucht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Baustellen gesehen habe wie in Dalian.
Während alte Stadtteile quasi in Trümmern liegen und Bauarbeiter fleißig daran arbeiten, Altes zu erneuern, sprießen entlang der insgesamt 2000 Kilometer langen Küste der Sonderhandelszone vielerorts luxuriöse Wohn-Wolkenkratzer (und hier sprechen wir dann über 30, 40 oder gar mehr Stockwerke) in die Höhe. Den Quadratmeter gibt es hier ab 2500 Euro.
Vom Entwicklungsland China ist hier nichts mehr zu spüren.
Wie schnell die Zeit vergeht, habe ich auch gemerkt, als ich gesehen habe, wie viele Tage bereits seit meinem letzten Blogpost vergangen sind. Sechs Wochen bin ich nun bereits hier, Halbzeit quasi. Nur noch wenige Tage stehen mir in der Uni bevor, das Praktikum in der chinesischen Redaktion - da bin ich mir sicher - wird ebenfalls vergehen wie im Flug.
Ich schreibe deshalb viel, halte jedes einzelne Erlebnis fest, überlege, wo ich weitere Geschichten ausgraben kann, frage Interview-Parnter an. Viel Zeit im Reich der Mitte bleibt nicht, das spüre ich, wenn ich jetzt auf die erste Hälfte zurückblicke. Ich gebe deshalb Gas - so wie die Bauarbeiter vor meiner Haustür.
P.S. Ihr habt Lust, zwischendurch auch mal etwas außerhalb des Blogs von mir zu lesen? Für die Ärzte Zeitung habe ich beispielsweise meine Begegnung mit dem Smog in Peking festgehalten. Auf www.aerztezeitung.de erfahrt Ihr in meiner Kolumne regelmäßig, was mir passiert, wo ich im Alltag über Gesundheit stolpere - und wie sich unsere Ansichten darüber zum Teil doch unterscheiden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen