Stadtführung statt Schneemobil-Tour, kleine Parkanalgen statt endloser Wälder – und ja, auch mal ein Rock statt Thermo-Wanderhose (wenn auch immer noch mit dicker Strumpfhose): Nach fünf Tagen in den abgelegensten Regionen Nordamerikas sind wir zurück in der Zivilisation.
„Zum Ende unserer Reise bekommt ihr nach unseren wilden Erlebnissen noch einmal eine volle Ladung urbanes Erlebnis“, hat unser Reiseführer Toby bereits auf dem Weg in die Twin Cities angekündigt. Die Twin Cities, das sind Minneapolis und St. Paul – zwei Schwestern, in deren Metropolregion insgesamt etwa eine Million Menschen leben, die aber verschiedener nicht sein könnten: Denn während in Minneapolis viele historische Gebäude abgerissen und durch moderne Bauten mit Hochglanz-Fassaden ausgetauscht wurden, ist St. Paul für seine gut bewährten historischen Gebäude bekannt. Die Kathedrale etwa: Mit genau 100 Jahren ist sie im Vergleich zu vielen europäischen Gebäuden ein Jungspund, in Nordamerika jedoch ein historisches Schmuckstück, das laut Tripadvisor Publikumsmagnet Nr. 1 ist.
A propos „Nr. 1“: Mit dem Besuch der Mall of America endet unsere Reise. Und auch wenn ich anfangs skeptisch war, ob ein Einkaufszentrum mit eingefrorenen Seen mithalten kann, muss ich sagen: Es kann. Denn die Mall of America ist der weltweit größte Einkaufs- und Vergnügungspark, neben 520 Geschäften lockt ein ganzer Freizeitpark, unter anderem mit der längsten Seilbahn Nordamerikas (die ich natürlich gleich ausprobiert habe!). 40 Millionen Besucher pro Jahr – und das seit 25 Jahren. „Wir erwartet dieses Jahr unseren 1.000.000.000. Besucher“, sagt Marketing-Chef Douglas stolz.
Das Besondere: Minnesota gehört zu den wenigen Bundesstaaten, in denen auf Klammotten und Schuhe keine Steuer fällig ist. Zusammen mit zahlreichen Rabattaktionen lässt sich so – vor allem für Marken-Einkäufer – das ein oder andere Schnäppchen machen. Weil die Mall in unmittelbarer Nähe des Flughafens Minneapolis/St. Paul liegt, planen viele einen Shopping-Stopover ein. „In England gibt es immer wieder besondere ‚Shop til you drop“-Angebote“, erklärt Douglas mit einem Grinsen. Am Freitagnachmittag mit einem Direktflug von London in den Flieger lässt einem dank der Zeitverschiebung noch etwa drei Stunden bis Ladenschluss um 21.30 Uhr – danach in eines der nahen Hotels Einchecken, Samstag und Sonntag powershoppen und Sonntagabend wieder in den Flieger. „Nach der Landung am Montagmorgen um 8 Uhr gehen sie dann direkt ins Büro.“ Der Clou: Durch die Preisersparnisse im Vergleich zum teuren London lassen sich so, kauft man bloß genug, die Flugkosten wieder „reinholen“.
Ich belasse es bei einem kleinen paar Ohrringe als Andenken an die Woche – mehr hätte nach den ersten Tagen, in denen ich meinen Kofferinhalt quasi nachkaufen musste, auch nicht mehr ins Gepäck gepasst. Zum Treffpunkt zur Abfahrt zum Flughafen komme ich dann auch gleich einmal zu spät – aber nicht nur ich. Wir alle haben uns in den Gängen der Mega-Mall zwischenzeitlich verlaufen.
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