Sonntag, 19. April 2015

Das Wochenende ausklingen lassen




Was darf am Sonntagabend auf keinen Fall fehlen? Richtig, der Tatort. Ganz gleich, ob Alpenvorland oder Küste, ob deutsche Großstadt oder tiefste Provinz, um 20.15 Uhr wird an die TV-Ermittler übergeben. 

Auch für viele Deutsche, die im Ausland leben, darf dieses Ritual nicht fehlen. Etwa hier in Peking: Rund 3000 Deutsche leben in der Stadt; gut zwei Dutzend von ihnen treffen sich einmal im Monat, um ihren Lieblingsermittlern zuzuschauen. Sonntagabend, 20.15 Uhr. Und ich war heute Abend dabei :)
Dass es in Deutschland erst 14.15 Uhr war und der Tatort der vergangenen Woche lief, hat hier niemanden interessiert... 

Im „Zeit Berlin“ findet das regelmäßige Happening statt. Begrüßt werden die Gäste auf Deutsch, serviert werden Currywurst, Schnitzel und Weißbier. 


Und eben der Tatort: „Für mich ist das ein absolutes Muss“, sagt Frank. Der deutsche Student ist bereits zum zweiten Mal dabei. „Da kommen Heimatgefühle hoch.“

Mit genau diesen spielt übrigens die gesamte „Expat-Branche“, also jene Geschäfte, die sich speziell auf die Expatriate - oft von ihren Firmen entsandte, hoch qualifizierte internationale Arbeitskräfte - spezialisiert hat. So gibt es in Peking beispielsweise ein German Center, in dem deutsche Firmen, die Handelskammer, der Akademische Austauschdienst etc. untergebracht sind. Es gibt deutsche Ärzte, deutsche Anwälte, einen deutschen Pfarrer, den deutschen Bäcker und deutsche Restaurants. Im Paulaner Bräuhaus kann man das Oktoberfest feiern.

Auch am Samstagabend, als ich mit einigen Kollegen in einer kleinen Szene-Kneipe einem Konzert gelauscht habe, war ich als Europäerin definitiv in der Überzahl. 


Den „Tatort“ zeigt die deutsche Kneipe, deren Räume Charlottenburg, Steglitz oder Wedding heißen, seit einem halben Jahr. Key Wang, Tochter der Inhaber, kümmert sich über die Social Media-Kanäle darum, dass alle Deutschen Bescheid wissen. Gemeinsam mit Dietmar Renner hat sie den Tatort-Abend ins Haus geholt – und mittlerweile einen festen Fankreis von rund 25 Leuten um sich geschart.

„Ich wollte bei meinen Auslandsaufenthalten schon immer auch ein Stück deutsche Kultur vermitteln“, sagt Dietmar, der im IT-Support der Deutschen Schule in Peking arbeitet. „Und was eignet sich da besser als der Tatort?“ Alle vier Jahre zieht der Initiator gemeinsam mit seiner Frau, die für das Deutsche Amt tätig ist, weiter. Als nächstes wird der „Tatort“ in der Türkei gezeigt.

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